Donnerstag, 27. August 2015

Back on Track...

Hier eine kurze Info:
Da wir die letzten Tage auf der Isla del Sol kein Internet hatten, haben wir zwei dicke Posts nachgereicht. Heute hat alles irgendwie mit der Abreise von der Insel und die Weiterfahrt nach La Paz geklappt.

Unterwegs haben wir noch die weiße Pilger-Kathedrale von Copacabana gesehen und am Ende der Halbinsel noch ein interessantes Fährerlebnis getrennt von unserem Bus aufs bolivianische Festland gehabt.

Ab morgen werden wir wahrscheinlich bis zum 1. September ohne Internet sein, da wir morgen erst nach Tiwanaku reisen, bevor wir abends im Nachtbus nach Uyuni weiter fahren. Dort in der Salzwüste und südlicher sind wir dann drei Tage im Jeep unterwegs und wir können froh sein, wenn es abends Strom und warmes Wasser gibt... Erst danach kommen wir hier nach La Paz zurück und erforschen diese verrückte Großstadt in der Höhe...


Isla del Sol - Ruhe und Berge

Nach den gestrigen Strapazen genossen wir in unserem Zimmer einen grandiosen Ausblick auf einen Sonnenaufgang über dem Cordillera-Gebirge. Zum Frühstück gibt es frisch gemischtes Bircher-Müsli und Pfannkuchen mit Aprikosen-Marmelade. Ich fühle mich trotzdem noch völlig neben der Spur. Eigentlich sollte man denken, dass man nach dem Aufstieg gestern in der Höhenluft in einen ohnmachtsähnlichen Tiefschlaf fallen sollte, ich aber wache nach der Hälfte der Nacht auf und kann erst einmal nicht wieder einschlafen. Ausserdem hat sich der Husten, den ich seit der Abgas-geschwängerten Luft aus Arequipa mitschleppe, etwas festgesetzt. Nicht schlimm, nur ganz leicht, aber es nervt.

Gut, dass es auf dieser Insel keine Autos gibt. Ausserdem keine Fahrräder, kein Festnetz, kein Internet... Haupttransportmittel sind Esel, von denen hier jede Familie auf der Insel mindestens einen besitzt um Einkäufe, aber auch Steine für neue Häuser, die bergigen Hänge der Insel hoch zu schleppen.

Und unseren Befürchtungen zum kalten Wetter haben sich auch nicht bewahrheitet. Während der Wetterbericht weiterhin Temperaturen von -1 bis 5 Grad ankündigt, beobachten wir seit Tagen eine sonnige und stabile Großwetterlage über dem See. So auch heute, vormittags und am späten Nachmittag reicht eine leichte Jacke, dazwischen ist T-Shirt-Wetter.

Wir wollen heute den etwa 15km langen Insel-Wanderweg laufen, auf der einen Seite bis zum Nordende, auf der anderen Seite wieder zurück. Viele Höhenmeter stehen uns bevor, mehrfach geht aus auf die vielen kleinen 4000er Gipfel der Insel hoch und danach wieder einige Meter runter. Der Boden unter uns verändert sich alle 100m: blanker Fels, Schiefer, Geröll, Stufen aus Felssteinen. Die Insel ist im Prinzip eine schräg hoch geschobene Erdplatte, mit wenigen Schritten kann man tausende Jahre Erdgeschichte durchwandern. Doch der Ausblick ist noch viel imposanter, die Buchten der Insel liegen wie gemalt im strahlend blauen Wasser des Sees, die Hänge mit ihren verschiedenen Formationen bilden unendlich viele Motive. Immer wieder begegnen uns Frauen mit kleinen Herden von Schafen, Eseln und Rindern. Aber auf vielen Abschnitten des Weges sind wir alleine, selten kommen uns andere Wanderer entgegen.
Am Nordende der Insel besuchen wir eine der ältesten Inka-Anlagen, denn deren Kultur hat der Sage nach auf dieser Insel ihren Anfang genommen.
Nach einer kleinen Pause machen wir uns auf den Rückweg über die andere Inselseite. An einem kleinen Ort gibt es einen fast weißen Sandstrand, wir baden ein wenig im kalten Seewasser bevor wir weiter laufen. Am Wasser begegnen wir immer wieder Esel, die so zutraulich sind, dass sie sich streicheln lassen.
Doch zum Ende wird auch dieser Ausflug immer anstrengender, der lange Tag zehrt an unseren Kräften und wir sind froh, in unserem Hostel zurück zu sein. Jedoch müssen wir noch einmal schnell die 160 Höhenmeter runter zum Hafen, um uns eine Rückfahrt für den nächsten Tag vor der ersten offiziellen um halb elf zu sichern, damit wir unseren Bus nach La Paz erreichen können.
Erst werden uns nur teure Privatboote angeboten. Erst als wir entmutigt wieder gehen wollen, kommt plötzlich eine der Kapitäne an und bietet uns für acht Uhr eine Mitfahrt zum Normalpreis von etwa drei Euro an. Na, geht doch, hoffentlich klappt das auch.
Wir klettern wieder den Berg hoch, diesmal gleich bis ganz nach oben, sehen noch einen Kolibri an Blüten saugen, beobachten beim Abendessen den Sonnenuntergang über dem See und gehen danach erschöpft schlafen.









Bienvenidos Bolivia - Willkommen im Abenteuer

Irgendwann musste es ja kommen, es hat einfach bisher alles zu flüssig funktioniert... Nach einem entspannten Vormittag in Puno (es ist hier übrigens weit aus wärmer, als die Wettervorhersage angekündigt hat, in der Stadt kann man tagsüber im T-Shirt laufen, an der Promenade reicht eine leichte Jacke), machten wir uns auf zum Busbahnhof um unser nächstes Reiseziel zu erreichen.

Pünktlich wurden wir aufgerufen, aber der Bus gehörte mitnichten zu der im Prospekt angekündigten Flotte an neuen Bussen, die die Firma angeschafft hat. Aber die Sitze sind voll gemütlich nur der Sitzabstand für mich etwas gering, ein Bein muss immer auf dem Gang bleiben. Da wir jetzt nach Bolivien einreisen, kontrolliert die Crew unsere Reisepässe und Einreisebelege für Peru und händigt uns die Formulare für Bolivien aus und kontrolliert im Bus nochmal, ob alle alles richtig gemacht haben.

Die Reise läuft gut, wir kommen zügig voran. Vor der Grenze haben wir nur wenig Verzögerung, wir müssen alle samt Handgepäck aussteigen, durch die peruanische Ausreisestelle, 300m zu Fuss über die Grenze, dort an der bolivianischen Einreisestelle den nächsten Stempel holen und zurück zum inzwischen abgefertigten Bus. Sind ja nur noch acht Kilometer bis zum Ziel. Doch es geht nicht weiter, ein Mitreisender fehlt, er ist in Peru an der Grenze hängen geblieben... Wir müssen über eine halbe Stunde warten, die Sonne fängt an sich dem Horizont zu nähern... Und wir wollten heute noch mit dem Boot zur Isla del Sol zu unserem Hotel...
Um 18:30 kommen wir endlich in Copacabana an (es handelt sich hier übrigens um die echte Copacabana, nach der die brasilianische später benannt wurde), vor einem Hotel werden alle ausgekippt, der Busbegleiter verkündet die tollen Preise für dieses Hotel und empfiehlt allen dort abzusteigen. Einige fragen “Isla del Sol“? Er antwortet “Manjana, die Boote fahren um 8:30h und 13:30h. What??? So hatten wir nicht gewettet. Wir machten uns auf zum Hafen 100m weiter. Dort hörten wir zuerst auch nur “Manjana, Morgen...“. Hä, bisher haben uns überall wo wir ankamen, die Taxi-Fahrer bedrängt, wir hatten nicht damit gerechnet, dass es hier anders ist. Wir wollten nicht eine Nacht hier verbringen, wir wollten zur Insel! Einer der Fährmänner bot uns dann ein Privatboot an, wir müssten bloss wegen des Sonnenuntergangs sofort entscheiden. Egal, schnell zum Geldautomaten, wir hatten weder genug Dollar noch Bolivianos zur Hand. Doch so richtig nahmen die uns noch nicht ernst, erst als ich den Hostelnamen sagte, schien ihm klar zu werden, dass wir es wirklich ernst meinten, plötzlich kam Bewegung in die Sache. Er rief einen Kollegen an, der nach Kalender heute “Notdienst“ hatte, wir gingen zu einem der vielen Boote. Als wir auf dem Wasser waren, schwante mir langsam, dass die Strecke zur Insel deutlich länger ist als gedacht. Im Reiseführer stand etwas ungenau, dass es eine Stunde mit einem Ruderboot braucht, mit dem Motorboot entsprechend schneller. Also haben wir mit zwanzig Minuten gerechnet... Es dauerte über eine Stunde, ca. 15km. Ich bin zwischendurch zum Kapitän, um nochmal das genaue Reiseziel und unser offenbar sehr bekanntes Hostel abzuklären, “Si, Si, Inti Wayra, Yumani“. Na, sollte doch irgendwie klappen. Zum Glück ist fast Vollmond und eine sternenklare Nacht. Obwohl dass Boot weder Beleuchtung noch Positionslichtet hatte, konnten wir grau in grau als erkennen. Doch wegen der Dunkelheit und des leichten Wellengangs entschied der Kapitän in einer ruhigen Bucht auf der anderen Seite der schmalen Insel fest zu machen, er musste ja nun im Dunkeln ohne die Hilfe seiner sonst zahlreichen Kollegen rückwärts zwischen zwei anderen Booten einparken. Er hatte nur vorher noch mit Handzeichen und auf Spanisch erklärt, dass er das Boot fest macht und uns dann zum Hostel bringt. Zum Glück haben wir inzwischen soviel Brocken Spanisch gelernt, das wir damit halbwegs zurecht kommen. Englisch hilft manchmal im Peru, in Bolivien fast gar nicht mehr...
Im Mondschein ging es nun los den Berg hinauf, steile, grob in den Felsen gehauene Stufen und zwischendurch blanker Fels. 200 Höhenmeter mussten wir am Ende hoch und 40 wieder runter. Der See liegt schon auf 3.800m Höhe, die dünne Luft rauschte scheinbar wirkungslos durch unsere Lungen, als Ruhepuls im Sitzen haben wir hier ja schon 80-100, und wir mussten noch jeder einen 16kg schweren Rucksack und unseren Daypack hoch tragen. Wäre Neumond gewesen, wir wären gescheitert, spätestens nach wenigen Metern hätten wir uns den Fuss umgeknickt im Dunkeln. Und den Weg hätten wir niemals alleine gefunden.
So ging es aber Stück für Stück voran. Nach einer gefühlten Ewigkeit und einem letzten Stück durch einen steilen Wald mit Einsatz der Taschenlampen kamen wir am Hostel an. Zum Glück stand jemand vor der Tür, denn normalerweise kommen um diese Zeit keine Gäste... Wir waren total erschöpft, glücklich angekommen zu sein und dem Kapitän unendlich dankbar, dass er uns hierher gebracht hat und auch mit dem Gepäck geholfen hat, dafür gab es noch ein dickes Trinkgeld obendrauf. Eigentlich war es erst kurz nach neun, fühlte sich aber an wie tief in der Nacht.
Unser Gastwirt erkannte unseren Zustand schnell, wir bekamen sofort unser Zimmer und einen heißen Tee aus frischen Koka-Blättern zur Stärkung. Uns war jetzt schon klar, dass wir uns so ein teures Privatboot kein zweites mal leisten wollen, doch der Schiffsfahrplan passte überhaupt nicht zu unserer gebuchten Busreise nach La Paz in zwei Tagen, die könnten wir so nie erreichen. Und wurde klar, dass die Planungen in Bolivien nicht nur im Vorfeld der Reise schwierig waren, sondern dass es auch so bleiben sollte. Schliesslich sind wir keine Studenten, die acht Wochen und länger hier rum reisen oder gleich ein year-off machen, unsere Reiseplanung in Bolivien hat nur zwei Notfallpuffer, die wir nicht jetzt schon vergeben wollten. Doch die Insel sollte unsere Mühen am nächsten Tag belohnen...



Montag, 24. August 2015

Kami Saliki - Willkommen am Titicaca-See

Bereits gestern sind wir mit den Bus sechs Stunden weiter gefahren, über 300 Kilometer nach Nordosten in die Stadt Puno am Titicaca-See. Der liegt auf 3.800m Höhe, ist 165km lang und 60km breit.

Die Stadt selbst ist deutlich angenehmer als unser letzter Aufenthaltsort. Zumindest im Zentrum gibt es eine Fußgängerzone und drum herum auch deutlich weniger Verkehr. Ausserdem halten die Autos hier überraschend oft an, wenn man über die Strasse will. Und es gab zur Abwechslung mal leckere Pizza aus dem Holzkohleofen.

Mit dem Wetter haben wir die ersten zwei Tage hier Glück, es ist tagsüber deutlich wärmer als erwartet, locker T-Shirt-Wetter mit viel Sonne.

Doch wir wollen natürlich was vom See sehen, also ging es heute früh aufs Boot und 45min raus. Dort leben die Uro auf 78 schwimmenden Inseln aus dick aufgeschichtetem Reet. Sie begrüßen uns mit einem freundlichen Kami Saliki - wir antworten mit Walaki, das signalisiert in ihrer Sprache Aymara, dass wir uns freuen hier zu sein. Die ersten Schritte auf der schwimmenden Insel sind ungewohnt - der Boden ist angenehm weich und federt. Wenn man genau schaut, sieht man, wie sich alles leicht bewegt. Auf jeder Insel leben etwa fünf Familien, das Oberhaupt dieser Insel erklärt uns wie die Insel aufbaut ist, danach fahren wir mit einem Kontiki-Schilfboot ein Stück über den See, probieren das Hauptnahrungsmittel, das untere, essbare Ende des Schilfs. Die Insel ist beeindruckend, mehrere Hütten, ein Hühnerstall, ein kleiner Fischteich in der Mitte, eine Kochstelle auf Steinplatten. Bei so gutem Wetter könnte man glatt hier bleiben. Doch höchstens die drei Wintermonate bescheren dieses Wetter, danach kommen 7 Monate Regen und dann ein feuchter Sommer.

Natürlich gibt es auch echte Inseln im See, so unser nächstes Ziel Taquile, es ist fast 40km von Puno entfernt und wir sind damit gerade am Anfang vom Hauptsee. Hier leben die 2.500 Einheimischen seit Jahrhunderten in fester Tradition. Die Kleidung zeigt, wer verheiratet ist, wer gerade unglücklich ist, wer hier das Sagen hat. Signalisiert eine Frau mit den farbigen Puscheln an ihrem Schal Unzufriedenheit, so treffen sich die gewählten Ältesten der Insel mit der Familie und finden eine Lösung. Es gibt ein paar feste Regeln, antworten auf Entscheidungsfragen kann man nur mit ja oder nein oder einer klaren Aussage. Zur Begrüßung tauschen die Leute Koka-Blätter anstatt sich die Hand zu geben. Alle Einwohner ernähren sich mit Ausnahme von Fisch vegetarisch. Natürlich macht die restliche Welt vor dieser Oase nicht halt, zum Essen wird neben frisch aufgebrühtem Koka-Tee auch Cola und Sprite sowie die fies süsse Inka-Cola angeboten, aus manchen Fenstern hört man Pop-Musik im Radio.
Die Insel ist so bergig, dass wir es noch auf über 4.000m Höhe schaffen und uns mit Blick auf das blau glitzernde Wasser den frisch gefangenen Fisch schmecken lassen.

Die dreistündige Rückfahrt geniessen wir zur Hälfte auf dem Sonnendeck des Bootes und schauen auf die Landschaft, die an uns vorbei gleitet.













Sonntag, 23. August 2015

Colca Canyon und die Kondore

Morgens um drei Uhr werden wir abgeholt - wach fühlt sich anders an. Eine Stunde lang fahren wir durch die Stadt um andere Tour-Teilnehmer abzuholen. Allesamt junge Peruaner, die in der Stadt an einer Veranstaltung teilnehmen. Man erkennt schnell, das es Stadtkinder sind, sie wollen chillen und gehören definitiv zu Generation Selfie... Ihrer Begeisterungsfähigkeit für die Sehenswürdigkeiten und die rechtzeitige Rückkehr zum Bus halten sich in Grenzen. Unser Reiseleiter äußert seinen Unmut so: “I hate peruvian people on the Tour, they are always late". Aber am Ende hat alles gut geklappt...

Unser erstes Ziel sollte ein Frühstück in einem kleinen Dorf sein, 80km Luftlinie... Dazu müssen wir aber erst einen Pass in 4.900m überqueren. Noch ist es draussen dunkel und kalt - wir bekommen Decken, da die Heizung des Kleinbus es nicht mehr schafft in der Höhe genug Wärme in den Innenraum zu pusten. Ganz oben angekommen geht die Sonne auf und beleuchtet eine karge Marslandschaft, in der nur noch kniehohes, widerstandsfähiges Buschwerk wächst. An schattigen Stellen liegt ein wenig Schnee. Um halb acht sind wir in einem kleinen Dorf, einfache Hütten aus Fels oder Holz,  Wellblech oben drauf... Auf der Strasse liegen faul und unbeeindruckt von unserem Auto die Strassenhunde in der Sonne. Bergbauern laufen mit ihren Eseln und Alpakas die Strasse entlang, viele Frauen tragen noch die klassischen bunten Kleider. Unser Frühstück bekommen wir in einer einfachen Holzhütte, noch ist es kühl, doch die Sonne gewinnt an Kraft und auf der Wiese hinter der Hütte lassen wir uns durchwärmen, ein Lama wartet darauf, gestreichelt zu werden.
Der nächste ZwIschenstopp ist eine kleine Kirche, die innen überraschend aufwendig für dieses Nirgendwo geschmückt ist. Vor der Tür hat sich ein kleiner Markt für die vielen Touristen entwickelt. Die Landschaft danach wandelt sich in einen großartigen Anblick: Der tiefste Canyon des Kontinent, wir fahren eine staubige Strasse entlang, selten gibt es ein Stück Asphalt, an einigen Stellen ist die Strasse komplett von Felsrutschen verschüttet, stattdessen ist dann eine noch gröbere Piste in die Landschaft planiert. Kein Wunder, dass die Fahrer bei jeder Pause Reifen und Achsen inspizieren. Ein Bus hoppelt, als wäre hinten irgendwas gebrochen, einer steht mit einem Platten am Rand, ein großer Bus steht auch qualmend am Rand, überholt uns aber wenig später wieder. Zwei Tunnel sind grob in den Fels gesprengt, der Boden roh belassen. Der eine ist so lang, dass es komplett dunkel ist. Die Scheinwerfer helfen nicht viel, vorausfahrende Fahrzeuge haben soviel Staub aufgewirbelt, dass man kaum 5 Meter weit sehen kann.

Irgendwann kommen wir am Cruz del Condor in 3.800m Höhe an, wir stehen oben an einem besonders steilen Kliff des Cayons. Alleine die Aussicht ist beeindruckend, doch dann schrauben sich mit der morgendlichen Thermik Kondore mit einer Flügelspannweite von drei Metern aus der Felswand unter uns nach oben. Erst sehen wir sie nur kurz unten zwischen Felsvorsprüngen, dann direkt vor und wenige Meter über uns. Erst nur zwei die in Höhen bis 7.000m verschwinden, dann auch fünf auf einmal, fast zum Greifen nah lassen sie sich von den Touristen nicht stören. Nach einer Stunde ist das Schauspiel vorbei.

Zurück geht die Fahrt mit Foto- Zwischenstopps durch den Canyon zu einer heissen Quelle, in der wir in Vulkan-Thermalwasser baden können. Sehr erholsam, da wir den MuskelKater in den Waden noch nicht los sind. Überall sehen wir danach am Wegesrand Alpaka-Herden. Auf dem Rückweg halten wir noch ganz oben auf dem Pass, die Inka haben hier hunderte Steinhaufen als Wegmarken aufgeschichtet, die Luft ist dünn und kalt, mehrere Vulkane des südamerikanischen Feuergürtels ragen um uns herum auf, drei gelten als aktiv, einer raucht seit einem Jahr, wir sehen, wir er in Schüben dunkle Rauchwolken ausstösst.

Weiter geht unsere Fahrt den Berg hinab, LKW quälen sich langsam die Serpentinen hoch, die dünne Luft macht sie zu Schnecken, immer wieder sehen wir waghalsige Überholmanöver, Kreuze in den besonders engen Kurven zeugen von der Gefahr. Es ist mittlerweile 17h, auch unser Fahrer hat trotz der Pausen längst alle zulässigen Lenkzeiten dieser Welt überschritten, er ist seit zwei Uhr wach und kaut jetzt Koka-Blätter um fit zu bleiben. Wie so ein Unfall aussehen kann, sehen wir am nächsten Tag: Auf fast gerade Strecke hat sich ein LKW in die Felswand neben der Strasse gebohrt, vom Führerhaus ist ausser platt gedrücktem gelben Blech nichts mehr zu sehen, die Hälfte der Farbe klebt am Fels. Der Wellblechaufbau liegt komplett flach auf der Strasse und die Ladung aus Schokoriegeln wird gerade von Einheimischen geplündert, die diese Karton-weise in ihre Pickups und Minibusse einladen. Zum Glück reisen wir die langen Strecken in Peru mit Cruz del Sur. Zwei Fahrer wechseln sich hier alle vier Stunden ab.













Arequipa - Die weisse Stadt

Mit dem sehr gemütlichen Nachtbus von Cruz del Sur habe selbst ich es geschafft eine halbwegs ruhige Nacht zu haben, auch wenn sich die Hälfte der Strecke ins auf 2600m gelegene Arequipa wie eine Schotterpiste angefühlt hat. Nur drei breite Schlafsessel pro Reihe, Abendessen nach Wahl, In-Seat-Entertaiment und Einchecken fast wie am Flughafen. Trotzdem blieb ordentlich Müdigkeit übrig, aber wir haben einen freien Tag in der Stadt.

Deren historisches Zentrum strahlt viel koloniale, südländische Atmosphäre aus, am Hauptplatz blüht den ganzen Tag das Leben und den von Erdbeben schiefen Springbrunnen. Die vielen Gebäude aus dem weißen Vulkan-Gestein der umgebenden drei Feuerberge gibt der Stadt einen entspannten Charakter - wenn der Verkehr nicht wäre... Hunderte Mini-Taxis und Busse verstopfen die Strassen mit ihren Abgasen - bei mir entwickelt sich binnen kürzester Zeit ein Husten sobald wir die Strassen entlang laufen. Es gibt es leider nur ein paar wenige ruhige Strassen, die wir dann suchen. Da wir sehr früh angekommen sind, wollen wir uns erstmal einen Platz zum Frühstück in einem ruhigen Park suchen, doch ein Park kostet Eintritt und hat heute geschlossen, zwei weitere öffentliche Parks sind abgeschlossen, Jugendliche haben sich über den hohen Zaun trotzdem Zutritt verschafft. Wir finden einen kleinen, grünen Platz neben einer Kirche.

Weiter geht unser Tag mit dem größten Kloster der Stadt, dem St. Catalina. Es wurde einst errichtet, in dem eine Mauer irgendwann im 16. Jahrhundert um ein ganzes Viertel gezogen wurde. Erst 1970 öffnete sich das Kloster der Öffentlichkeit, heute ist es ein Museum, die Zeit scheint wie eingefroren, die Nonnen haben auch im 20. Jahrhundert kaum Dinge aus der neuen Zeit angenommen. Die original erhaltenen Einrichtungen in den Zimmern und offenen Feuerküchen zeigen einen beeindruckenden Blick in die Vergangenheit. Doch in der Anfangszeit war das Kloster ein Luxuskloster, in dem sich die Töchter reicher spanischer Familien von den Bediensteten bedienen liessen. Einem Papst wurde das Spiel zu bunt, er schickte eine neue Äbtissin, die für einen demütigen Lebenswandel im Kloster sorgte.

Die Kathedrale am Plaza de Armas strahlt weiß und südländisch in der Sonne mit ihrer seltenen Turmanordnung an der Längsseite. Innen die hier häufigen lebensgroßen Puppen-Dioramen von Heiligen an Stelle von Gemälden.

Doch lang sollte unser Tag heute nicht werden, denn die nächste Nacht wird um drei Uhr enden, ein großer Ausflug zu den Kondoren im Colca-Canyon steht uns bevor...






Freitag, 21. August 2015

Schokolade und noch mehr Inka

Nach unserem Kräfte-zehrenden Ausflug nach Machu-Picchu samt Besteigung des Wayna Picchu brauchten wir dringend eine Pause. So sind wir einfach einen Tag durch die Stadt gelaufen und haben ein paar Museen angeschaut und uns über die Geschichte der Umgebung informiert, ein sehr gutes Restaurant gefunden, in dem das bisher beste Alpaka serviert wurde und haben noch ein wenig die historischen Stadtteile erforscht.

Und wir haben selber Schokolade aus peruanischen Kakao-Bohnen hergestellt. Geröstet, und dann per Hand gemahlen bis wir eine flüssige Masse hatten. Dann Formen vorbereitet und mit verschiedenen Toppings verfeinert in Formen gegossen. Nach ein paar Stunden konnten wir die abgekühlte Schoki abholen und sie schmeckt superlecker... Mal sehen ob am Ende unsere Reise noch was übrig ist...



Der zweite Tag war einem kleinen Ausflug gewidmet: In Pizac, etwa 25 Kilometer entfernt, gibt es eine noch größere Inkastadt am Berg als Machu-Picchu. Den Weg dorthin haben wir mit dem Collectivo (Minibus) zurück gelegt. Dabei bekommt man mal wieder ein Gefühl dafür, wie unterschiedlich hier die Fahrpreise gestaltet werden. Für die Fahrt mit dem Taxi quer durch die Stadt haben wir etwa 1,80€ gezahlt. Von Cusco nach Pizac dann pro Person 1,20€. Die Taxifahrer in Pizac hingegen haben sich für die Touristen gemeinsam organisiert und das letzte Stück zur Ruine sollte knapp 4€ kosten. Die haben wir uns dann mit einem französischen Pärchen geteilt. So hat uns der ganz Trip hin und zurück knapp 11€ gekostet. Der Taxifahrer in Cusco hatte uns die gesamte Strecke für 30€ angeboten.

Der Strassenverkehr ist insgesamt recht gesittet, es wird verhältnismäßig wenig gehupt, wenn sind es die kleinen Taxis, die Touristen auf sich aufmerksam machen wollen. Aber gerade auf den Landstraßen kommt es schon mal zu spannenden Überholmanöver. Manchmal liegen auch einfach Steine vom Berg auf der Strasse und engen die Fahrspur auf ein Nichts ein... Oder der Fahrer nimmt gleich die Ideallinie um Schlaglöcher und Bodenwellen aus zu weichen, was streckenweise zum Linksverkehr führt. In den kleinen Ortschaften an der Strecke gibt aus auch immer ein/zwei Buckel in der Strasse um den Verkehr effektiv abuzubremsen. Leider haben die vielen älteren Busse und auch viele neuere Fahrzeuge ein erhebliches Abgasproblem. In den Strassen ist die Luft ganz schön schlecht und wenn so ein schwarz qualmendes Teil um die Ecke biegt, hält man lieber die Luft an.

Zurück zur Inka-Festung Pizac: Die ist nicht nur wegen ihrer Größe beeindruckend, sie vereint auch in den verschiedenen Abschnitten unterschiedliche Baustile der Mauern. Und mit der Landschaft drum herum sieht es auch noch wunderschön und beeindruckend aus.

Doch damit endet sich unser Reiseabschnitt in Cusco. Mittlerweile sitzen wir im Busterminal und warten auf unseren Nachtbus nach Arequipa. Das liegt ein ganzes Stück weiter Richtung Küste und wird uns nochmal zwei warme Tage bescheren (wir haben unsere Planung also geringfügig angepasst). Für den Rest unserer Reise war uns schon klar, das es kälter wird, aber es herrscht der kälteste Winter seit Jahren und ein Reisender aus der Gegenrichtung hat uns heute morgen beim Frühstück versichert, dass es wirklich kalt dort ist. In La Paz hat es gerade zum ersten Mal seit zehn Jahren geschneit...